Forscher vom BOP überzeugt

Wie gut ist das Berufsorientierungsprogramm (BOP) des BMBF wirklich? Profitieren die Schülerinnen und Schüler davon? Lohnt sich das viele investierte Geld? In einer bundesweiten Studie wurde das BOP evaluiert – mit einer Laufzeit von viereinhalb Jahren eine der umfangreichsten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Berufsorientierung. Nun liegt der Abschlussbericht des Forschungskonsortiums vor und es lohnt sich, ihn etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Evaluation bestanden

Evaluation des BOP geva-Blog

Das übergreifende Ergebnis: Das BOP hat die Evaluation bestanden. Die Schülerinnen und Schüler profitieren eindeutig von dem Programm. Potenzialanalyse und Werkstatttage setzen Impulse, durch die Jugendliche angeregt werden, sich mit dem Thema Berufsorientierung auseinanderzusetzen. Der Zeitpunkt der Umsetzung ab der 7. Klasse ist dabei gut gewählt: Das BOP steht sinnvoll am Beginn einer Wirkungskette, die in der 10. Klasse mit dem Einstieg in eine Berufsausbildung oder die Sekundarstufe 2 endet. Zudem wirkt sich das BOP strukturgebend auf die Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler und die Leistungen der Schulen sowie weiterer Unterstützer des Berufswahlprozesses aus.

 

Freilich kann nicht jeder positive Effekt auf das BOP allein zurückgeführt werden. Die Berufswahl wird von vielen verschiedenen Faktoren geprägt. Beteiligt sind neben den Schülern selbst auch deren Eltern und die familiäre Kommunikation, Bildungshintergründe, lokale Rahmenbedingungen, geschlechtsspezifische Rollenmuster und weitere Faktoren. Die Tatsache jedoch, dass Schüler so frühzeitig, nämlich ab der 7./8. Jahrgangsstufe, systematisch in die Berufsorientierung samt externen, qualitätsgesicherten Unterstützungsangeboten eingebunden werden, ist eindeutig auf das BOP zurückzuführen.

 

BOP könnte noch wirksamer sein

Die Ergebnisse haben allerdings auch gezeigt, dass mit einer Weiterentwicklung des Programms eine höhere Wirksamkeit erreicht werden könnte. Die Forscher leiten aus den Ergebnissen Entwicklungspotenziale ab und machen interessante Vorschläge für die Umsetzung innerhalb der verschiedenen Bestandteile des Programms. So könnte eine noch stärkere Einbeziehung der Schüler in „ihre“ Berufsorientierung, eine stärkere Betonung von berufsrelevanten Aufgaben sowie eine stärkere Ausrichtung auf Schülerinnen und Schüler, die das Abitur anstreben, positive Effekte zeigen.

Für die Potenzialanalyse bedeutet das, dass sie möglichst unmittelbar im Anschluss an die Hinführung der Schülerinnen und Schüler an das Thema Berufswahl stattfinden sollte. Die Teilnehmer bekommen so einen konkreteren Bezug und können besser einordnen, welche Bedeutung die in der Potenzialanalyse beobachteten Merkmale haben. Im Zuge dessen empfehlen die Autoren auch eine stärkere Ausrichtung der Potenzialanalyse am Berufsleben. So sollte der Berufsbezug der Potenzialanalyse mit entsprechenden Aufgaben verdeutlicht werden.

 
Die Studie
Durchgeführt wurde die Evaluation zwischen 2013 und 2018 von einem Forschungskonsortium des Instituts für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung der Leibniz Universität Hannover sowie der qualiNETZ Beratung und Forschung GmbH aus Duisburg.

In sieben Modulen wurde das BOP aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, was zu einem umfassenden Gesamteindruck führte. So wurden unter anderem Interviews und quantitative Befragungen von Schülerinnen und Schülern im Längsschnitt geführt, Berufsbildungsstätten befragt und eine einmalige Schulbefragung durchgeführt.

In ihrem umfassenden Abschlussbericht werten die Autoren nicht nur die Forschungsergebnisse aus, sondern geben auch Handlungsempfehlungen für sinnvolle Weiterentwicklungen.
 
 

Konkrete Berufsfelder empfehlen

Bei der Auswertung der Potenzialanalyse im Feedback-Gespräch sollten bereits Hinweise auf Berufsfelder enthalten sein, in denen die ermittelten Stärken eingesetzt werden können. Ein Angebot an Teilnehmer mit Abitur darf hierbei nicht fehlen.
Bemerkenswert ist auch die Empfehlung der Forscher, der Selbst- und Fremdeinschätzung der Schüler deutlich mehr Raum zu geben: Diese ist für den Reflexionsprozess und persönliche Schlussfolgerungen förderlicher als eine hauptsächliche Bewertung durch externe Fachleute.

Selbst die allseits gelobten Werkstatttage könnten aus Sicht der Autoren noch effektiver gestaltet werden, etwa durch die Einbeziehung unterschiedlicher Anforderungsniveaus auch für Schüler, die das Abitur anstreben.

geva-tests® folgen den Empfehlungen

Die zahlreichen Empfehlungen der Forscher zu fast allen Themenbereichen ergeben einerseits ein interessantes Bild zum Entwicklungspotenzial des BOP. Anderseits lässt sich damit auch konkret arbeiten. Wir vom geva-institut sind gespannt, wie sich die Empfehlungen des BOP-Abschlussberichts im zukünftigen Programm niederschlagen werden. Einen Vorschlag der Autoren können Sie übrigens sofort umsetzen: Durch die Einbindung des geva-test® Talente-Check in die Potenzialanalyse erhalten Sie zeiteffizient und individuell für jeden einzelnen Teilnehmer konkrete Empfehlungen für Berufsfelder und Praktika. Je nach Schulform werden dabei auch die Interessen von Gymnasiasten berücksichtigt.

 

Zum BOP-Abschlussbericht

Zum geva-test® Talente-Check