Coaching für Studienberatung und Berufsberatung: 7 Tipps
Welches Studium oder welche Ausbildung ist die richtige für mich? Viele Schulen und Eltern fühlen sich mit der Beratung von Jugendlichen zu Fragen der Berufsorientierung überfordert oder können aus zeitlichen Gründen keine ausreichende Unterstützung bereitstellen.
In der Tat kann es aufwändig zu sein, die Frage nach der Zukunft ausführlich zu diskutieren und dabei auch noch mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen – ob in einem schulischen Projekt oder im häuslichen Wohnzimmer.
Will man Jugendlichen konkret zum Thema Berufsorientierung beraten, wird eine gute Portion „Fachwissen“ zu aktuellen Berufsfeldern und den sich dahinter verbergenden Ausbildungen und Studiengängen gefordert - neben psychologischem Geschick und Menschenkenntnis.
Sowohl Schulen als auch Eltern beauftragen deshalb zunehmend Profis im Bereich Studienberatung und Berufsberatung. Diese Coaches zur Berufsorientierung sind kraft ihrer Tätigkeit ständig auf dem Laufenden, was das Ausbildungs- und Studienangebot betrifft und dank einer professionellen Coaching-Zusatzausbildung auch psychologisch darin geschult, Jugendliche auf dem Weg zur zündenden Ausbildungs-Idee zu begleiten und den richtigen Ausbildungsbetrieb oder die passende Hochschule zu finden.
Coach zur Studien- und Berufsberatung finden: Darauf sollten Sie achten
Wie aber nun professionelle Berufsberatung finden, die wirklich dabei unterstützen kann, die Frage nach der beruflichen Zukunft zu beantworten? Berücksichtigen Sie unsere Anregungen, dann stehen die Chancen auf Erfolg gut!
1. Seriöse Ausbildung und einschlägige Berufserfahrung
Achten Sie darauf, dass der Berater zur Berufsorientierung aufgrund einer seriösen Ausbildung und Berufserfahrung den Ratsuchenden möglichst gut unterstützen kann.
Für den Bereich der Berufsorientierung bedeutet das konkret: Hat der Coach spezielle Fachkenntnisse wie z.B. Branchen Know-how, gibt es einen direkten Draht zu speziellen Hochschulen, konkretes Wissen über die Auswahlverfahren an beliebten Universitäten bzw. explizites Wissen zum Auslandsstudium? Hat er Kenntnisse über die gängigen Finanzierungshilfen für Ausbildung oder Studium?
Hierfür kommen nicht nur Studien- und Berufsberater mit einem abgeschlossenen Psychologie-Studium in Frage, auch Berufscoaches mit einer Ausbildung in Pädagogik oder Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Personalwirtschaft können die notwendige Kompetenz aufweisen.
Eine Coaching-Zusatzausbildung ist ein Indiz dafür, dass der Berater in der Zusammenarbeit mit Klienten geschult ist und sein Wissen dem Ratsuchenden gut vermitteln kann.
2. Passender Methoden-Einsatz
Es gibt viele unterschiedliche Methoden, wie psychologische Berufsberatung vorgehen kann. Sehen Sie sich an, welche das jeweils sind: Können Sie sich vorstellen, dass mit ihrer Hilfe die Fragen der Jugendlichen beantwortet werden können?
Als Basis für die Beratung sollten geeignete diagnostische (z.B. Testverfahren) und/oder explorative (z.B. Interview) Methoden zum Einsatz kommen.
3. Mitgliedschaft in einem Fachverband
Ein weiteres Zeichen, dass es sich wahrscheinlich um ein seriöses Coaching zur Berufsorientierung handelt, ist die Mitgliedschaft in einem Fachverband, denn Verbände definieren Qualitätskriterien für ihre Mitglieder. Sehen Sie sich an, wofür der Verband des in Frage kommenden Coaches steht – auch dadurch erhalten Sie einen Eindruck von der künftigen Vorgehensweise und ob diese zu den jugendlichen Ratsuchenden passt.
4. Erstkontakt und Gespräch
Bietet der Studien- und Berufsberater ein kostenfreies Erstgespräch an, in dem ein Kennenlernen ermöglicht wird? Auch das methodische Vorgehen, Rahmenbedingungen wie Kosten und Vertrag sowie spezielle Vorstellungen des Klienten sollten in diesem Rahmen besprochen werden.
5. Ausführliche und informative Selbstdarstellung
Bei der Recherche nach geeigneten Coaches zur Berufsorientierung führt heutzutage am Internet kein Weg vorbei. Viele Coaches sind dort mit einer eigenen Website vertreten. Der Internet-Auftritt sollte möglichst aussagekräftig sein und Auskunft zu den sieben hier erwähnten Kriterien erteilen. Zusätzlich sollte er folgende Fragen beantworten:
- Ausführliche Informationen zur Person des Anbieters
- Bildet sich der Anbieter regelmäßig fort?
- Gibt es Referenzen?
- Genaue Angaben zu den anfallenden Kosten
- Gibt es ein kostenloses Angebot, sich persönlich kennenzulernen?
6. Beratung Online oder vor Ort?
Einige Anbieter bieten professionelle Berufsberatung vor Ort in eigenen Räumlichkeiten an, andere beraten online. Bei diesen Beratungen ist man meist über eine Webcam miteinander in Kontakt. Der Vorteil: Da die Anfahrt entfällt, ist man nicht auf regionale Angebote beschränkt.
7. Eigenes Empfinden
Last but not least spielt auch das eigene „Bauchgefühl“ eine Rolle: Haben Sie ein gutes Gefühl, können Sie sich vorstellen, dass der Berater einen guten Draht zu Jugendlichen entwickeln kann und eine Zusammenarbeit Erfolg verspricht? Hier ist es natürlich nicht verkehrt, auch die eigentlich Betroffenen zu fragen: die Jugendlichen selbst.
Für die Zusammenarbeit mit Schulen bieten viele Coaches Sonderpreise, die sich in einem für ein Berufsorientierungs-Projekt angemessenen Kostenrahmen bewegen.
Sprechen Sie Coaches zur Berufsorientierung in Ihrer Region an und fragen Sie nach einem Angebot.
Die selbstständige Berufsberaterin und Dozentin Bianca Schiffgens von „DEIN BIZZ“ ist öfter an Schulen im Einsatz. Wir haben uns mit ihr über ihre Erfahrungen unterhalten.
Bianca Schiffgens: Grundsätzlich finde ich jede Beratung an Schulen, die über das Mindestmaß hinausgeht, hilfreich und nützlich, damit also gewinnbringend für die Jugendlichen.
Aus meiner bisherigen Erfahrung kommt häufig das Thema berufliche Orientierung, gutes Bewerbungstraining und Ausbildungs- und Studienplatzwahl, viel zu kurz.
Um Berufsorientierung umfassender und damit zielführender zu gestalten, sollten Schulen sich aus meiner Sicht mehr um Unterstützung von externen Partnern kümmern bzw. sie annehmen. Ich gehe zum Beispiel auf Schulen zu und biete mein Beratungspaket an – oft auch schon mit einem geeigneten Sponsor im Gepäck.
Wie gehen Sie konkret vor, wenn Sie an einer Schule beraten?
Das kommt ganz auf die individuellen Bedürfnisse der Schule an.
Zum Beispiel habe ich für ein städtisches Gymnasium in Köln ein Konzept erstellt, das die Schüler der Q2, die das Abitur wahrscheinlich nicht oder nur schlecht bestehen werden, über zwei Monate begleitet. Darin war der geva-test® zur Studien- und Berufsorientierung enthalten, sowie die einzelnen Auswertungsgespräche. Darüber hinaus haben wir im Kreis der 15 Teilnehmer ein intensives Bewerbungstraining durchgeführt, Vorstellungsgespräche simuliert und auch über mögliche Assessmentcenter Aufgaben gesprochen. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, mir ihre Bewerbungsunterlagen zur Überprüfung zuzusenden, damit die Bewerbung einen guten Aufbau hat und vor allem nicht nach 0-8-15 aussieht. Wer ein schlechtes Zeugnis vorlegt, muss bei potenziellen Arbeitgebern anders punkten und aus der Masse herausstechen.
In der Evaluation, die ich im Anschluss für die Schulleitung und den Sponsor durchgeführt habe, sind die Bewertungen sehr gut ausgefallen. Im Einzelnen möchte man noch mehr über das Einschreibeverfahren an Hochschulen wissen.
Wie war der Zeitrahmen für das Coaching an der Kölner Schule, wer trug die Kosten?
Insgesamt war das Coaching auf 24 Zeitstunden angelegt, kontinuierlich über zwei Monate verteilt.
Für die Bezahlung haben wir einen Sponsor gefunden: Die Stiftung „Ein Herz lacht“.
Frau Schiffgens, vielen Dank für das Gespräch!
Aus der Praxis: So kann eine seriöse Studien- und Berufsberatung aussehen
Ihr Motto: Das Glas ist immer halbvoll!
Im Gespräch mit dem geva-institut erklärt sie, wie eine Studien- und Berufsberatung bei ihr aussehen kann.
Annette Gröger: Ich habe ein Grundkonzept, das wird jeweils individuell an die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst.
- Der Teilnehmer und ich betrachten gemeinsam seine Biographie von der Geburt bis zum aktuellen Tag und erarbeiten daraus eine Interessen- und Ressourcenanalyse.
- Im nächsten Schritt erstellen wir ein Stärkenprofil, das die Kompetenzen des Teilnehmers aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und die Kernkompetenzen des Teilnehmers klar aufzeigt.
- Darauf aufbauend erarbeiten wir die Motivstrukturanalyse und die berufsrelevanten Leitwerte des Teilnehmers.
- Es folgt die Erstellung eines psychologischen Persönlichkeitsprofils.
- Mit diesen Ergebnissen ausgerüstet, führt der Teilnehmer im fünften Schritt den geva-test® durch. Die Ergebnisse zum Test bestätigen im Allgemeinen die Ergebnisse aus den vorangegangenen Coaching-Bausteinen. Der Teilnehmer kann aber durch die vorangegangenen Schritte viel mehr mit den Ergebnissen anfangen.
Für mich sind die Top Five Interessengebiete sowie das Leistungsprofil besonders wichtige Bestandteile der Auswertung. Davon ausgehend integriere ich zusammen mit dem Teilnehmer alle gemeinsam gewonnenen Informationen zu einer stimmigen Zielfindung.
Was raten Sie Jugendlichen und ihren Eltern auf der Suche nach einem guten Coach?
Auf zwei Dinge sollte Sie besonders achten: Die Qualifikation des Coaches und die Bewertungen, die andere über ihn abgegeben haben. Diese findet man meist auf der Website des Coaches. Meist zieht sich ein „roter Faden“ durch die Bewertungen und man kann daran sehr gut ablesen, wie der Coach arbeitet, welche Stärken oder auch Schwachpunkte es gibt und ob die Arbeitsweise des Coachings zum Teilnehmer passt.
Kann aus Ihrer Sicht eine abgespeckte, aber gewinnbringende Beratung der Jugendlichen auch in der Schule geleistet werden? Wenn ja, wie und in welchem Rahmen?
Ja, das ist sicherlich möglich. Die Beratung sollte die Schülerinnen und Schüler anregen, sich mit ihren Stärken auseinanderzusetzen, z.B. mit Übungen in Kleingruppen. Es ist gut, wenn die Leitung dieser „Workshops“ in die Hände von Profis gelegt wird. Es ist aber auch möglich, sich als Lehrer dafür zu qualifizieren. Wichtig für diese Arbeit ist die eigene Motivation. Sie sollte keine Pflichtübung sein, z.B. weil jeder Lehrer an der Schule turnusmäßig einmal für Berufsorientierung zuständig ist. Seminare und Workshops, sich dahingehend weiterzubilden, bietet z.B. die Heraeus-Bildungsstiftung an.
Frau Gröger, vielen Dank für das Gespräch!
Zur Website von Annette Gröger