Schulische BO: So arbeiten Sie gut mit Eltern zusammen
Studienergebnisse belegen es regelmäßig: Eltern sind für ihre Kinder die wichtigsten Ansprechpartner für die entscheidende Frage nach dem richtigen Beruf.
Aus gutem Grund: Niemand kennt seine Kinder besser, niemand bietet ausdauerndere Unterstützung – selbst wenn das Kind bei der Entscheidungsfindung einmal einen Durchhänger hat.
Umso wichtiger ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern auch in puncto Berufsorientierung - kann man doch für die Jugendlichen viel mehr erreichen, wenn hier beide an einem Strang ziehen.
Einen praxisorientierten Ratgeber, wie Eltern in die (schulische) Berufsorientierung einbezogen werden können, haben jetzt SchuleWirtschaft Deutschland und die Bundesagentur für Arbeit herausgebracht. In „Eltern ins Boot holen“ steht, auf was man als Schule bei der Einbeziehung der Elternhäuser besonders achten sollte. Wir haben das Wichtigste für Sie zusammengefasst.
Was haben sie, das andere nicht haben? Oder: Warum sind Eltern eigentlich so wichtig für die Berufsorientierung ihrer Kinder?
Auch wenn in der momentanen Situation vielen Eltern durch den Spagat zwischen eigenem Homeoffice und Homeschooling ihrer Kinder viel abverlangt wird, steht doch bei vielen trotzdem die Entscheidung für Studium oder Ausbildung an und die meisten Eltern lassen ihre Kinder damit nicht allein.
Private Berufsberaterin, Fahrer zum Info-Abend, Trostspenderin nach Misserfolgen - Eltern unterstützen ihre Kinder bei der Berufswahl in vielfältiger Hinsicht. Die verschiedenen Formen der Unterstützung können in vier Kategorien unterteilt werden:
Emotionale Unterstützung
Eltern stehen an der Seite ihrer Kinder, sie stabilisieren und ermutigen mit Wertschätzung, Vertrauen und Zuwendung, auch in schwierigen Phasen der Berufsorientierung.
Instrumentell-materielle Unterstützung
Damit ist sowohl finanzielle Unterstützung als auch Hilfe bei der Erledigung von Aufgaben im Rahmen der Berufsorientierung gemeint, z.B. die Zusammenstellung von Unterlagen oder den Fahrdienst zu Messen oder Uni-Schnupperangeboten.
Informatorisch-beratende Unterstützung
Eltern sind aufgrund ihrer Lebenserfahrung für ihre Kinder „Experten in Punkto Berufsorientierung“. Als solche stellen sie Informationen, Ratschläge und Empfehlungen bereit.
Interpretativ-rückmeldende Unterstützung
Im Berufsorientierungs-Prozess am Ball zu bleiben fällt nicht allen Jugendlichen leicht. Hier greifen Eltern ihren Kindern unter die Arme. Auch können sie ihnen hilfreiches Feedback zu ihren Stärken und Schwächen geben.
Elternveranstaltungen richtig vorbereiten
Egal, ob es sich um einen Erstinformationsabend zum schulischen Berufsorientierungs-Projekt oder um die Vorbereitung einer Veranstaltungsreihe zur Zusammenarbeit mit den Elternhäusern handelt: Die richtige Vorbereitung trägt viel zum Gelingen der Veranstaltung bei. Einige Dinge gilt es dabei zu beachten:
Themenauswahl
Legen Sie fest, was mit dem Thema erreicht werden soll und definieren Sie ein klares Ziel – dies soll natürlich für die angesprochene Personengruppe relevant und von Interesse sein. Am besten können Sie das herausfinden, wenn Sie die zukünftigen Veranstaltungsteilnehmer*innen einfach fragen – prüfen Sie, ob dies möglich und zielführend ist.
Organisation
Überlegen Sie, wer an der Vorbereitung der Veranstaltung teilnimmt – thematisch und organisatorisch. Können Schüler*innen (auch Ehemalige) oder Eltern hierzu etwas beitragen und wären sie dazu bereit?
Einladungen
Prüfen Sie, wie und über welche Informationskanäle Sie die Eltern am besten erreichen. Können Schüler*innen bei der Gestaltung der Einladungen unterstützen? Wann und wie sollen Rückmeldemodus und ggf. Erinnerungen stattfinden?
Räumlichkeiten und Ausstattung
Gibt es die Möglichkeit kostenloser Räumlichkeiten, etwa über Netzwerkpartner*innen? Wenn nicht, ist genügend finanzieller Spielraum vorhanden? Sind die avisierten Räumlichkeiten gut erreichbar, ist genügend Platz für alle Teilnehmer*innen vorhanden, ist die technische Ausstattung ausreichend für Ihre Zwecke?
In einem „digitalen Café“ – hier ernüchternderweise eine virtuelle Meeting-Plattform – sind unterschiedliche Informations-Angebote mit wechselnden Teilnehmerzahlen möglich:
Von Vorträgen mit anschließender Fragerunde (beispielsweise über verschiedene Wege nach der Schule), Workshops in Kleingruppen (etwa zu Instrumenten der Berufsorientierung) bis hin zu Diskussionsrunden – diese und weitere Formen des Austausches können auch digital problemlos genutzt werden.
Beachten Sie bei der Vorbereitung die unten stehenden Anregungen aus „Videokonferenzen leichter umsetzen“
Einen detaillierten Vorschlag für den Ablauf des Meetings entnehmen Sie bitte unserer Quelle „Eltern ins Boot holen“, S. 30/31)
Videokonferenzen leichter umsetzen
Während der Kontaktbeschränkungen sind Videokonferenzen ein allgegenwärtiger Ersatz für Präsenzveranstaltungen geworden. Die Vorschläge zur Vorbereitung von Elternveranstaltungen können Sie auch auf Videokonferenzen bestens anwenden – mit Ausnahme der Raumauswahl, die hier entfällt.
Damit am Tag der Veranstaltung alles läuft, verlangen Videokonferenzen eine sorgfältige Vorbereitung inklusive mehrmaliger Funktionsprüfung.
Vorbereitung
Wählen Sie ein entscheidendes Tool für Ihre Videokonferenz, das auch die Datenschutz-Anforderungen Ihrer Schule erfüllt. Machen Sie sich mit dessen Technik vertraut – am besten, Sie führen Test-Durchläufe mit einigen ihrer Kolleg*innen durch. Informieren Sie die Teilnehmenden über das Tool und versenden Sie die Einwahldaten. Überlegen Sie, welche Informationen Sie einblenden möchten und optimieren Sie diese ggf. für die Präsentation im virtuellen Konferenzraum.
Rechtzeitig vor dem Start prüfen Sie erneut die Verbindung und die Technik inklusive einer guten Beleuchtung. Sorgen Sie für einen aufgeräumten Hintergrund und stellen Sie sicher, dass Ihr Gesicht voll von der Kamera erfasst wird.
Während der Konferenz
Bei einer größeren Teilnehmeranzahl ist es sinnvoll, dass nur die jeweils sprechende Person ihre Kamera und Mikrofon aktiviert und die sonstige Kommunikation im Chat stattfindet. Eventuell ist eine Vorstellungsrunde der Moderator*innen und Teilnehmenden angeraten. Lassen Sie sich ggf. bei der Moderation durch eine weitere Person unterstützen. Blicken Sie bei Ihren Redebeiträgen in die Kamera.
Nach der Konferenz
Bleiben Sie im Konferenzraum, bis alle Teilnehmenden diesen verlassen haben. Sichern Sie interessante Beiträge aus dem Chat. Holen Sie ggf. bei den Teilnehmenden ein Feedback über die Zufriedenheit mit den technischen Gegebenheiten und evt. entstandenen Schwierigkeiten des Tools ein.
Und wenn es nicht auf Anhieb klappt?
Bei allem guten Willen auf beiden Seiten – es ist völlig normal, wenn die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern zu Beginn ein wenig holperig ist.
Machen Sie sich in diesem Fall bewusst, dass die Probleme ziemlich sicher nicht aus mangelndem Interesse seitens der Eltern entstanden sind. Eventuell sind Ihre Informationen nicht angekommen? Prüfen Sie, ob eine Erinnerung und/oder die Kommunikation über einen weiteren Informationskanal sinnvoll sind. Vielleicht gibt es auch Haushalte, in denen die technische Ausstattung immer noch fehlt oder es Sprachschwierigkeiten gibt, hier könnte die Einrichtung von Telefonketten sinnvoll sein.
Nehmen Sie erneut Kontakt auf. Vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie Eltern als Ihre Kooperationspartner*innen auf Augenhöhe wertschätzen. Bedenken Sie die wichtige Rolle, die Eltern als Unterstützer*innen ihrer Kinder im Berufsorientierungs-Prozess einnehmen. Lassen Sie sich nicht entmutigen!
Den vollständigen Text inklusive aller Checklisten und Praxisbeispiele finden Sie zum Download unter:
https://www.schulewirtschaft.de/eltern-ins-boot-holen/