„IHK-Initiative seit Jahren ein großer Erfolg“

Die ehrenamtliche IHK-Initiative Wiesbaden bietet angehenden Abiturientinnen und Abiturienten seit dem Schuljahr 2003/2004 praxisorientierte Bausteine zur Berufsorientierung, darunter den geva-test® Studium & Beruf und die erfolgreiche Reihe „Management-Workshops“. Daran nehmen mittlerweile jährlich ca. 250 Schülerinnen und Schüler bei gleichbleibend hoher Nachfrage teil. Initiiert wurde das Programm von den beiden Wiesbadener Gymnasiallehrern Rita Flad und Günter Higelin, die inzwischen eng mit rund 20 Schulen, dem Wiesbadener Kurier und vielen Unternehmen und Hochschulen der Region zusammenarbeiten.
 
Warum ist Ihnen die Berufsorientierung von Jugendlichen so wichtig?
Rita Flad: Der Anstoß kam Mitte der 90er Jahre von der Kultusministerkonferenz, die mehr Berufsorientierung in Schulen verlangte. Im Grunde genommen haben wir uns aber schon länger mit dem Thema befasst. Wenn ich an meine eigene Berufswahl zurückdenke, war es eher Zufall, dass alles so gut ging. Mein Kollege und ich haben uns dann bei der Planung durch unsere unterschiedlichen fachlichen Hintergründe gut ergänzt.
 
Wie haben Sie Ihr Angebot gestartet?
Günter Higelin: Wir begannen 1997 an der Martin-Niemöller-Schule in Wiesbaden mit einzelnen Bausteinen, darunter einem Test zur Berufsorientierung. Nach einem ersten anderen Anbieter entschieden wir uns bald für den geva-test® Studium & Beruf. Diesen Test verwenden wir nun schon seit dem Jahr 2000, weil er einfach gut ist und wir nie Probleme damit hatten. Wir arbeiten mit unserer Ansprechpartnerin vom geva-institut sehr eng zusammen, und das Ganze macht einfach Spaß. 
 
Warum führen Sie den geva-test® bei der IHK Wiesbaden durch?
Günter Higelin: Unser Angebot über die IHK-Initiative sprengte den schulischen Rahmen. Die Nachfrage war überwältigend – mit so viel Interesse der Schüler hatten wir nicht gerechnet. Inzwischen nehmen Schüler von 23 Schulen mit jährlich 300-400 Teilnehmern teil, die an drei Terminen in der IHK testen. So ein „Auswärtsspiel“ ist außerdem eine besondere Erfahrung für die Schüler. Sie müssen gemeinsam mit Unbekannten in einem sehr großen Raum unter Zeitdruck Aufgaben lösen. Das kommt der echten Situation von Auswahlverfahren sehr nahe – die Arbeitswelt ist ja heutzutage mit solchen Eignungstests gepflastert.
 
Wie erleben die Schüler den geva-test®?
Rita Flad: Die Testsituation ist für die Schüler natürlich eine Herausforderung. Wenn ich den Test beaufsichtige, sehe ich immer die Anstrengung, besonders bei den Leistungsaufgaben. Wenn dann ein Abschnitt kommt, in dem die persönlichen Neigungen abgefragt werden, atmen alle hörbar auf – dabei kann man wieder entspannen.
 
Ist es für die Testleiter anstrengend, so große Gruppen zu beaufsichtigen?
Rita Flad: Mit dem Papiertest – auf den wir großen Wert legen – muss man natürlich die Zeit stoppen, aber damit haben wir inzwischen Routine. Ob einzelne Teilnehmer mal mit dem Sitznachbarn reden, können wir bei so großen Gruppen natürlich nicht kontrollieren. Aber wir sagen den Schülern immer: Wenn ihr eine authentische Auswertung wollt, müsst ihr auch einen authentischen Test schreiben. Das Gutachten fließt ja nicht in die Zeugnisnoten ein, sondern ist in eurem eigenen Interesse.
 
Wie reagieren die Schüler auf das freiwillige Testangebot?
Günter Higelin: Insgesamt haben wir schon Tausende Schüler durch den Test „gejagt“ und bekommen von vielen ein sehr aufbauendes Feedback. Manche können vielleicht mal mit einem Berufsvorschlag nichts anfangen, aber was immer sehr gut ankommt, ist das Stärken-Schwächen-Profil in der Auswertung und der Vergleich mit anderen Jugendlichen.
 
Begleiten Sie die Schüler auch nach dem Test, wenn sie ihre Auswertung bekommen haben?
Günter Higelin: Eine persönliche Beratung können wir bei so vielen Teilnehmern noch nicht leisten. Die Auswertung ist für sich genommen schon sehr aufschlussreich und regt die Schüler an, sich untereinander auszutauschen. Das ist ihnen sehr wichtig.
 
Welche anderen Bausteine zur Berufsorientierung bieten Sie an?
Günter Higelin: Eine sehr große Nachfrage hat auch unser Workshop „Managementpraxis“. Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Medien und Hochschulen treffen sich zum Dialog mit Oberstufenschülern. Begehrt ist das IHK-Zertifikat, das es bei regelmäßiger Teilnahme gibt. Solche Dokumente – wie auch das Zertifikat zum geva-test®  – spielen für Personaler und Firmenchefs eine große Rolle; das wissen wir aus unseren Gesprächen mit Firmenvertretern. Sie zeigen, dass die Schüler sich ernsthaft mit ihrer Berufsentscheidung auseinandergesetzt haben.
 
Wie haben Sie Ihre guten Kontakte zur Wirtschaft geknüpft?
Rita Flad: Am Anfang haben wir Unternehmen gefragt, ob wir mit Schülergruppen zu Betriebserkundungen kommen dürften. Dabei waren viele Unternehmen sehr entgegenkommend. Irgendwann hatten wir dann an die 50 Unternehmen an der Hand, deren Personaler wir gut kannten. Über diese Schiene kommt man dann auch an die oberen Etagen heran. Mittlerweile haben wir ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut, bekommen hochkarätige Referenten und es gibt praktisch keine Absagen der geladenen Gäste.
 
Was sehen Sie als Ihr Erfolgsrezept?
Günter Higelin: Entscheidend sind die Schüler selbst. Wir sagen immer: Ihr könnt zwischen Hunderten von Ausbildungsberufen und Tausenden von grundständigen Studiengängen allein in Deutschland wählen. Das ist schwierig, aber auch eine riesige Chance! Wenn ihr euch informiert, zu Veranstaltungen geht, im Internet recherchiert, ist das die beste Investition in eure Zukunft. 
 
 
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Projektinfo
Die ehrenamtliche IHK-Initiative Wiesbaden bietet angehenden Abiturientinnen und Abiturienten seit dem Schuljahr 2003/2004 praxisorientierte Bausteine zur Berufsorientierung, darunter den geva-test® Studium & Beruf und die erfolgreiche Reihe „Management-Workshops“. Daran nehmen mittlerweile ca. 250 Schülerinnen und Schüler jährlich bei gleichbleibend hoher Nachfrage teil.
 

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Initiiert wurde das Programm von den beiden Wiesbadener Gymnasiallehrern Rita Flad und Günter Higelin, die inzwischen eng mit rund 20 Schulen, dem Wiesbadener Kurier und vielen Unternehmen und Hochschulen der Region zusammenarbeiten.